Stottern

Stottern entsteht meist zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr, wobei 5% aller Kinder betroffen sind.
Ca. 75% der Kinder verlieren das Stottern wieder, wobei nicht vorhersehbar ist, welches Kind aufhört zu stottern. Eine Spontanheilung erfolgt am häufigsten im ersten Jahr nach Stotterbeginn; nach der Pubertät wird sie eher unwahrscheinlich.
Stotternde zeigen Sprechunflüssigkeiten, die bei Normalsprechern selten oder gar nicht zu bemerken sind.

Die Kernsymptome bestehen aus:

  • Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern
  • Dehnungen bestimmter Laute
  • Blockierungen


Häufig kommen zusätzliche Symptome hinzu:

  • Vermeideverhalten: Bei längerem Stottern kann es sein, dass die Person bei bestimmten Wörtern oder Lauten schon erwartet, dass sie stottern wird. Diese Laute oder Wörter werden vermieden und durch Andere ersetzt.
  • Ankämpfverhalten: Häufig entsteht der Versuch, die als unangenehm empfundenen Kernsymptome mit vermehrtem Kraftaufwand zu beenden ( z.B. ruckartige Kopfbewegungen, Augenzukneifen, Verkrampfungen der Sprechmuskulatur, etc.)
  • Auffälligkeiten der Atmung
  • Sprechangst
  • Soziales Vermeideverhalten


Bei folgenden Warnsignalen ist eine logopädische Therapie/Beratung bereits ab 2 Jahre empfehlenswert:

  • Angestrengte und/oder sehr lang anhaltende Symptome
  • Mitbewegungen beim Sprechen
  • Frustration oder Rückzug des Kindes
  • Unsicherheit und Sorge der Eltern, wie sie damit umgehen sollen

Entstehung des Stotterns
Die genauen Bedingungen der Entstehung des Stotterns sind noch nicht genau bekannt. Man geht davon aus, dass mehrere Aspekte eine Rolle spielen.

  • Eine Veranlagung zum Stottern: Stottern tritt oft familiär gehäuft auf. Man geht davon aus, dass die Veranlagung zum Stottern vererbt wird. Worin die Veranlagung besteht, ist noch nicht bekannt.
  • Ein Auslöser: Häufig fallen Veränderungen des Lebensumfeldes mit dem Beginn des Stotterns zusammen ( z.B. ein Krankenhausaufenthalt, die Geburt eines Geschwisterkindes, ein Schulwechsel, etc.)
  • Aufrechterhaltung der Bedingungen: Ungünstige Bedingungen können dafür sorgen, dass das Stottern bestehen bleibt und sich verfestigt ( z.B. schnelles Sprechtempo, hektischer Tagesablauf, Perfektionismus des Kindes, hohes Sprachniveau der Bezugsperson, etc.)


Therapie des Stotterns
In der Therapie geht es darum, die Spontanheilung zu erleichtern. Bei Erwachsenen ist Heilung hingegen nicht das Ziel, da sie im Erwachsenenalter nur sehr selten erreicht werden kann. Das Ziel bei Erwachsenen besteht darin, dem Stotternden ein Sprechen zu ermöglichen, das so flüssig und natürlich wie möglich ist. Die Kontrolle des Stotterns wird dabei über den Erwerb und die Automatisierung von Stottermodifikationstechniken erreicht.

  • Intensiv-Modifikation-Stottern für Kinder nach Zückner
  • Die 5 Phasen der Stottertherapie nach Zückner (IMS) geeignet für Jugendliche und Erwachsene:
  • Identifikationsphase: Durch Videoaufnahmen lernt der Stotternde seine individuelle Art des Stotterns kennen, sowie seine Vermeidereaktionen und mit dem Stottern verbundene Einstellungen und Gefühle wahrzunehmen.
  • Desensibilisierungsphase: Hier ist das Ziel, die mit dem Stottern verbundenen negativen Gefühle
    (z.B. Wut, Angst, Scham, etc.) abzubauen. Die Fähigkeiten, Sprechbewegungen zu verflüssigen, setzt ein gewisses Maß an Gelassenheit voraus. Das eigene Stottermuster wird hier zum Objekt bewusster Veränderungen und Vereinfachungen.
  • Modifikationsphase: Es werden Sprechtechniken eingeführt und so weit eingeübt, dass sie auch außerhalb der Therapie zur Verfügung stehen. Das Sprechen wird in dieser Phase deutlich flüssiger.
  • Generalisationsphase: In dieser Phase besteht das Ziel, die Sprechtechniken auch in besonders schwierigen Lebenssituationen sicher anzuwenden. Der Stotternde wird in dieser Phase auch auf die Überwindung von Rückfällen vorbereitet.
  • Aufrechterhaltungsphase: Sie dient der Stabilisierung des Therapieerfolges.

 

Literatur & interessante Links

  • "Stottern erfolgreich bewältigen", Angelika Schindler, 1998, BVSS, Midena Verlag
  • "Abenteuer Stottern", Wolfgang Wendlandt, 2010, BVSS, Demosthenes Verlag
  • "Stottern im Kindesalter", Patricia Sandrieser, Peter Schneider, 2001, Thieme Verlag
  • "Stottern im Erwachsenenalter", Wolfgang Wendlandt, 2009, Thieme Verlag
  • "IMS: Die Modifikation", Hartmut Zückner, 2008, Natke Verlag
  • "IMS: Die Desensibilisierung", Hartmut Zückner, 2009, Natke Verlag
  • "Stottern bei Kindern", Bernd Hansen, Claudia Iven, 2004, Schulz-Kirchner-Verlag